Er ist fraglos der aktuell beste und erfolgreichste Endurofahrer der Welt: Der Finne Juha Salminen beendet nach der WM 2013 im Alter von 36 Jahren seine aktive Karriere. Nach acht WM-Titeln (Niemand hat bisher soviel erreicht) und fünf Erfolgen mit der finnischen Trophy-Mannschaft sprach der Husqvarna-Fahrer mit uns. Aber sogar wir waren erstaunt, wie viel uns der Finne erzählt hat:

2013-09-Salminen Juha Husqvarna 1Wenn Du die Augen zumachst und an Enduro denkst, was siehst Du da?
Am liebsten einen anspruchsvollen Spezialtest, voller Flow: Schwierig, aber flüssig.

Was war Dein emotionalster Moment im Endurosport?
Es gab so viele gute Momente, das kann ich gar nicht an einem einzigen Moment fest machen. Seit ich 1995 in Schweden das erste Mal am Start war bis Heute hat sich das immer weiter entwickelt, wurde eigentlich immer besser.

Ursprünglich bist Du Trial gefahren, wie kommt es, dass Du zum Enduro gewechselt bist? (Siehe auch seine Erfolge mit der finnischen Trial-Mannschaft in der Tabelle am Ende des Beitrages)
Eigentlich habe ich mit Motocross angefangen, als ich vier Jahre alt war. Später kam Trial dazu. Da bin ich sogar EM-Läufe gefahren. Dann war ich mit der Schule fertig und fing mit meiner Ausbildung an – das war mit dem intensiven Trialtraining nicht zu vereinbaren. Als Trailprofi hätte ich kein Geld verdienen können. So hörte ich damit auf. Enduro war bei uns in der Region immer präsent – und meine Freunde haben mich überredet mit ihnen beim Enduro zu starten. Richtig geplant war das nicht. Ich habe das alles nie lange vorher geplant, das hat sich so ergeben. Aber wenn ich etwas mache, dann eben zu 100%!

2013-09-Salminen-Weltmeister
Emotionale Momente? Hier bei seinem achten WM-Titel!

Wie hat sich seit Deinen Anfängen der Endurosport bis Heute verändert?
Die Fahrer haben sich weiter entwickelt als es der Sport in dieser Zeit gemacht hat! Das habe ich in letzter Zeit auch immer wieder reklamiert. Während die Fahrer und Teams höchst professionell geworden sind, sind viele Veranstaltungen immer noch sehr amateurhaft.
Enduro ist der einzige Sport, wo Werksfahrer und Hobbyfahrer das Gleiche machen können – die gleiche Strecke nutzen, die gleichen Sonderprüfungen fahren. Das ist doch der Grundgedanke. Auch wenn es spektakuläre Stellen geben muss, das ist für die Zuschauer wichtig, doch da muss man Maß halten können. Es ist ein sehr schmaler Grat zwischen hart und dumm. Das muss einfach passen, denn sonst ist es kein Sport, sondern Unsinn.

2013-09-Salminen Juha FIN BMW-Husaqvarna5
Natürlich sind künstliche Hindernisse kein Problem für den Trialspezialisten aus Finnland - aber ist es der richtige Weg für Enduro?

Wie hast Du Dich in dieser Zeit verändert?
Ich glaube nicht, dass ich mich viel verändert habe. Natürlich bekommt man mit der Zeit mehr Selbstvertrauen und mittlerweile bin ich auch der dienstälteste Endurofahrer im Fahrerlager. Da fragt man mich schon mal und ich habe ja mittlerweile auch was zu Sagen. Wenn ich nichts zu sagen habe, dann rede ich auch nicht, deshalb komme ich einigen Leuten vielleicht auch still und ruhig vor.

Wer hatte in dieser Zeit Einfluss auf Deine Karriere?
Zuerst sind natürlich die Eltern die Nummer 1. Aber ich habe immer gute Leute um mich herum gehabt. Nicht nur im Fahrerlager und an der Strecke, sondern auch im Hintergrund meinen Manager und so.
Am Anfang hat natürlich Kari Tiainen mir viele Türen aufgestoßen und er hat mich auch im Winter mit nach Spanien genommen und mit mir trainiert.
In der Zeit in den USA habe ich auch gelernt alleine, auf mich gestellt zu leben.
Wichtig im Team sind auch die Mechaniker, da hatte ich gute Leute gehabt, Tobi, Kämpi und Mika jetzt. Doch ich habe öfter neue Leute gehabt, vielleicht verlange ich auch zu viel, denn so wie ich 100% im Sport gebe, verlange ich das auch von meinem Mechaniker. Ich brauche nicht nur Jemanden, der das Motorrad wäscht und die Plastikteile wechselt.

2013-09-Salminen Juha beim Reifenwechseln
Hier mit im Bild Mechaniker Mika (links)

Macht Dir Endurofahren noch Spaß?
Ein klares Nein, für mich ist das mittlerweile einfach Arbeit. Ich bin seit 20 Jahren Profi und am Anfang hatte ich mein Hobby zum Beruf gemacht. Da war sicher mehr Spaß dabei. Aber ich muss meinen Beruf gut machen und dafür einfach 100% geben. Aber wie in jedem Beruf wird es zur Routine und wird langweilig. Das war in der Zeit, bevor ich mit KTM nach Amerika gegangen bin. Ich hatte in Europa alles erreicht und es wiederholte sich. Man lebt von Saison zu Saison und irgendwie geht es zwar Schritt für Schritt voran, aber es ist immer das Gleiche. Die zwei Jahre in den USA waren eine neue Herausforderung und eine neue Motivation. Nach zwei Jahren hatte sich in Europa der Endurosport verändert, vor allen Dingen die neuen 250er-Viertakter waren interessant geworden. Als ich mich dann wieder anfing zu langweilen kam BMW und das war wieder eine Herausforderung für mich. Bevor es langweilig wurde, kam der Wechsel zu Husqvarna, aber jetzt ist es wieder Routine.
Wenn ich Urlaub habe, nehme ich mir kein Motorrad um damit Spaß zu haben. Dann bin ich zu 100% bei meiner Familie und denke nicht an Motorräder. Wenn ich auf den Rennen bin, dann bin ich zu 100% auf Motorräder konzentriert und denke nicht an die Familie.

Du fährst noch immer auf sportlich höchstem Niveau: Was ist passiert, dass Du nun aufhörst, was war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte?
Es gab keinen speziellen Grund, es fing eigentlich schon im Sommer an: Im Frühjahr waren wieder extrem viele Wettbewerbe zu fahren gewesen. Vorher hatte ich noch nie an Aufhören gedacht – aber dann kam der Punkt, wo es um neue Vertragsverhandlungen ging – da gab es für mich nur zwei Möglichkeiten und es war eine einfache Entscheidung für mich: Ich habe alles gewonnen, mehr kann man nicht erreichen. Und ich bin Realist: Mit 36 Jahren kann ich das noch maximal zwei, drei Jahre machen, dann werden meine Erfolge weniger werden. Und wenn ich nicht 100% gebe, dann wird das schon früher so sein. Es gibt einige Fahrer, die zu lange mit dem Aufhören gewartet haben.

Gerüchteweise wird behauptet, dass es darum ging, dass zu wenig Geld geboten worden wäre…
Ich habe nicht einmal nach Geld gefragt. Wenn ich es eigentlich ohnehin nicht will, wäre es unfair, überhaupt ein Angebot haben zu wollen. Ich bin ehrlich, natürlich ist mir das Geld, dass ich verdient habe nicht egal, aber wenn Geld meine Motivation wäre, wäre es besser zu bleiben. Es gibt viele Teams im Fahrerlager, die mir signalisiert haben, dass sie an mir interessiert wären.

2013-09-Salminen Juha FIN BMW
Herausforderung BMW! Glücklich gemeistert?

Du hast Frau und Kinder (zwei und vier Jahre) in Finnland und wirst nun immer zu Hause bleiben. Wirst Du etwas vermissen?
Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, dass ich etwas vermissen werde, später vielleicht. Aber meine Kinder kommen nun in ein Alter, wo sie sicher mehr auch einen Vater brauchen werden.
Andererseits werde ich in Zukunft weiter für Husqvarna arbeiten – das war auch nicht so geplant, aber die Zentrale ist nur 20 Minuten von mir zu Hause entfernt. Als „Brand-Manager“, werde ich mich um die Händlerschaft in Skandinavien und den Baltischen Staaten kümmern. Außerdem als Repräsentant auftreten. Das ist Alles völlig neu, aber das ist vielleicht auch das Gute daran – eine neue Herausforderung und eine neue Motivation.

2013-09-Salminen Juha KTM 7xWeltmeister13
2007: Der siebente WM-Titel - damals noch mit KTM

Wenn das Gespräch nun etwas holprig wiedergegeben wurde, bitten wir um Entschuldigung – Juha hat es in finnischer Sprache im Kopf gehabt, auf English gesagt und wir haben versucht, es ins Deutsche zu übersetzen. Doch wir hoffen einen guten Einblick in die sportliche Psyche des Juha Salminen gegeben zu haben.
Die reine Statistik seiner Erfolge steht hier:

2013-09-Salminen Juha FIN BMW1Fahrer-Weltmeisterschaft:
1999    125 ccm                KTM
2000    125 ccm                KTM
2001    über 175 ccm        KTM
2002     400 ccm               KTM
2003    über 500 ccm Viertakt    KTM
2004    E2                         KTM
2007    E1                         KTM
2011    E1                         Husqvarna


Meister aller Klassen (wurde nur in diesem Zeitraum ausgetragen):
2001: Juha Salminen (FIN), KTM
2002: Juha Salminen (FIN), KTM
2003: Juha Salminen (FIN), KTM
2004: Juha Salminen (FIN), KTM

Mit der finnischen Mannschaft:
1996    ISDE Junior-Tropy
1998    ISDE Trophy
2001    Trial-Team-WM
2002    ISDE Trophy
2003    ISDE Trophy
2004    ISDE Trophy
2005    Trial-Team-WM
2006    ISDE Trophy
2011    ISDE Trophy

2013-09-Salminen wird vom Husqvarna-Team gefeiertAuf Wiedersehen Juha ... bis demnächst!