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Der neue Mehrheitseigentümer Bajaj Auto aus Indien analysiert knallhart, wie es zum Niedergang von KTM kommen konnte und welche Rezepte es braucht, damit es in Mattighofen wieder aufwärts geht. Einerseits für die Pierer Mobility AG als Konzernholding, aber ganz besonders für die Kernmarke KTM. 

Nur wenige Monate nach der finanziellen Rettung des österreichischen Herstellers kündigt Rajiv Bajaj als neuer starker Mann tiefgreifende Einsparungen und strukturelle Veränderungen an. Das anspruchsvolle Ziel: Die Kosten außerhalb der eigentlichen Motorradfertigung um mindestens 50 Prozent zu senken.

Klare Analyse statt Weiter-so

Die deutlichen Worte des indischen Mehrheitseigentümers in einem Interview mit dem Sender CNBC-TV18 lassen keinen Interpretationsspielraum. Bajaj spricht offen von Gier und strategischen Fehlentscheidungen des früheren Managements. Der Einstieg ins E-Bike-Fahrradbusiness, Überproduktion und ein aufgeblähter Verwaltungsapparat hätten KTM in die Schieflage gebracht, die 2024 in die Insolvenz mündete.

Nun will der neue Eigentümer die Strukturen auf Effizienz trimmen. In Forschung, Entwicklung, Marketing und Verwaltung wird der Rotstift angesetzt. Vor allem die Angestellten in der Verwaltung gelten als Hebel für die angekündigte Kostensenkung.

Rajiv Bajaj: "Das ist wirklich leicht umsetzbar. Wir sehen die Möglichkeit, die Gemeinkosten um mehr als 50 % zu senken, einschließlich Forschung und Entwicklung, Marketing (inklusive Racing) und allgemeiner Verwaltung. Interessanterweise sind von den derzeit rund 4.000 Beschäftigten nur etwa 1.000 in der Produktion tätig; 3.000 sind Angestellte. Das ist verwunderlich, denn die Produktionsmitarbeiter sind diejenigen, die die Motorräder bauen."

Die Geldspritze als Wendepunkt

Dass Bajaj Druck macht und Konsequenzen ankündigt, kommt alles andere als überraschend. Immerhin waren es 800 Millionen Euro, mit denen der indische Konzern KTM im Sommer vor dem Aus bewahrte – ein Schritt, der zwangsläufig auch Kontrolle und Einfluss mit sich bringt. Analysten erkennen den Plan, den österreichischen Hersteller stärker in die globale Kostenlogik des Bajaj-Konzerns einzubinden. Das bedeutet weniger emotionale Markenpflege, mehr betriebswirtschaftliche Nüchternheit. Für KTM könnte das mittelfristig Stabilität bringen – aber auch den Verlust eines Teils seiner gewachsenen Unternehmenskultur.



Rajiv Bajaj sagt auch: "Mein früheres Interview hat mich in ganz Europa berühmt gemacht. Viele Leute aus dem KTM-System haben mir erzählt, sie hätten es gesehen. Ich finde es amüsant, denn das vorherige KTM-Management hatte in den letzten zehn Jahren behauptet, die europäische Produktion sei tot, die Löhne zu hoch, die Arbeitszeiten zu kurz, die Energiekosten hoch und die europäische Politik herausfordernd. Schließlich verlagerten sie die Hälfte der Produktion nach Indien. Jetzt ist die Umstrukturierung der Lieferkette und die Verlagerung weiterer Produktionen in kostengünstigere Regionen außerhalb Europas sicherlich der richtige Weg."

Zwischen Restrukturierung und Standortbekenntnis

Trotz der scharfen Töne aus Indien gibt sich KTM-CEO Gottfried Neumeister betont ruhig. Man habe bereits begonnen, Synergien zu nutzen und Effizienzpotenziale zu heben, so Neumeister, und werde als "österreichisches Unternehmen mit eigenständigem Management" weiterbestehen. Zugleich unterstreicht KTM das Bekenntnis zum Standort: Statt Verlagerung ins Ausland wird die GasGas-Produktion von Spanien nach Mattighofen geholt.

Zurück auf den Boden der Tatsachen

Bajaj beschert KTM den dringend nötigen Realitätscheck. Nach Jahren des Wachstums um jeden Preis war die Insolvenz ein Weckruf – die "Geldspritze" aus Indien kaufte Zeit, aber keine Zukunftssicherheit. Jetzt folgt die logische Konsequenz: eine harte, betriebswirtschaftlich getriebene Konsolidierung. Ob der Sparkurs KTM wieder dauerhaft auf Erfolgskurs bringt, bleibt abzuwarten.

Kein Factory Team mehr im Trialsport

Unterdessen wurde am heutigen Freitag (24.10.) bekannt, dass GasGas künftig nicht mehr mit einem Werksteam in der Trial-WM antritt. (Link zur Pressemitteillung).

Fabian Simmer (Managing Director GasGas und Vizepräsident Verkauf Europa der KTM Gruppe): "Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen. Wir haben erhebliche Ressourcen und viel Engagement investiert, um mit einem außergewöhnlichen Team eine wettbewerbsfähige Struktur aufzubauen."

"Angesichts der aktuellen Entwicklung der Weltmeisterschaft und der spanischen Meisterschaft in ihren Top-Kategorien sowie des weltweiten Rückgangs im Verkauf der Trial-Motorräder ist die Aufrechterhaltung eines Werksteams keine finanziell tragfähige Option mehr. Dennoch glauben wir bei der KTM Gruppe weiterhin fest an das Potenzial von GasGas und der Trial-Disziplin, wenn auch mit einem anderen Ansatz als durch ein Werksteam."

 

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