Am dritten Fahrtag der 94. ISDE, den Mannschafts-Weltmeisterschaften der Endurofahrer im portugisischen Portimao , wurde bei Regen, Dunkelheit und Nebel die erste Sonderprüfung in Angriff genommen. Allerdings besserte sich im längeren Verlauf das Wetter, so dass es nicht so schlimm für die Clubfahrer wurde.
Diese bekamen an diesem Tag aber noch ganz andere Probleme, die sich jedoch nicht in einer Sonderprüfung abspielten, sondern in den rutschigen und anspruchsvollen Auffahrten.

2019 11 13 sanders
Kein Nachtenduro, sondern Daniel Sanders in der ersten Sonderprüfung mit Regen, Nebel und Dunkelheit ...

Erneut wurde Daniel Sanders bester Fahrer des Tages, wobei ein kleiner Nachgeschmack bleibt: Denn Josep Garcia blieb in der dritten Sonderprüfung mit dem Fup in einem im Boden liegenden Maschendrahtzaun hängen. Das Motorrad fuhr weiter, aber der Spanier nicht. Das kostete ihn in dieser Prüfung fast eine Minute, bis er seine Fahrt wieder fortsetzen konnte. Zieht man die verlorene Zeit bei ihm ab, hätte er sogar die Tageswertung gewonnen. Doch solche Gedankenspiele sind unerheblich, denn es gilt die gefahrene Zeit, auch wenn wenig später Joe Wootton ebenfalls darin hängenblieb. In der zweite Runde wurde diese Stelle umfahren...
Wootton hatte aber doppeltes Pech, denn der Brite stürzte noch einmal im allerletzten Test des Tages und kugelte sich die Schulter aus. Damit fiel nach Brad Freeman der zweite Engländer aus der Trophy aus, die jetzt hintendran ist ...
Im vorletzten Test war der Spanier Tosha Schareina gestürzt und hatte sich das Schlüsselbein gebrochen. Damit wäre die spanische Trophy noch fertig geworden, doch an diesem Tag war Cristobal Guerrero in der ersten Sonderprüfung mit Vollgas in einen Drahtzaun gefahren und hatte sich darin verfangen. Es dauerte über 20 Minuten, bis er das Motorrad befreit und wieder fahrfertig hatte und dann bekam er noch einmal 8 Strafminuten wegen Verspätung an der Zeitkontrolle obendrauf.
Damit schiebt sich die Deutsche Trophy vom achten auf den sechsten Platz nach vorne! Gestern hatten wir schon darüber philosophiert, dass Beständigkeit der Schlüssel zum Erfolg werden könnte und schon wurde es wahr. Einen kleineren Rückschlag hatte Eddi Hübner: "Ich hatte gleich einige Stürze und komplett meinen Rhythmus verloren, aber Einer muss ja das Streichergebnis sein," meinte er mit einer Prise Galgenhumor.
Konstant sind auch die beiden Junioren Jan Allers und Yanik Spachmüller unterwegs.
Gleichzeitig verlor die Australische Trophy die Führung an die USA: Da nutzte auch der hart erkämpfte Tagessieg von Sanders nichts, denn die Mannschaftsleistung der US-Amerikaner war deutlich geschlossener, zumal bei den Australiern auch Ex-Weltmeister Matthew Phillips nach seinem Jahr Pause deutlich hinter den Erwartungen zurück bleibt (34. Overall).
Ähnlich in der Junior-Trophy, wo die Australier zwar die Führung verteidigen konnten, doch die Konkurrenz aus den USA bereits deutlich aufgerückt ist und nur noch 1:20 Minuten dahinter in Lauerstellung liegt. Auch die hoch motivierten Italiener sind mit ihrem Aushängeschild Junioren-Weltmeister Andrea Verona und mit nur vier Minuten immer noch in Reichweite.

2019 11 13 riedel
Trophy-Fahrer Robert Riedel am Morgen ...

Zusätzlich gab es aber noch Streß auf der Etappe: Vor der zweiten Zeitkontrolle irrten die Teilnehmer von Trohy und Junior-Trophy durch die Gegend und kamen dann im großen Pulk und viel zu spät und aus der falschen Richtung endlich zur Zeitkontrolle. Offensichtlich hatte die Ausschilderung nicht gepasst, oder war verschwunden.
Zufälligerweise war der Race-Director, der deutsche Heiner Schmidt, genau zu diesem Zeitpunkt an besagter Zeitkontrolle und entschied, dass die Fahrer allesamt 15 zusätzliche Minuten an dieser Kontrolle erhielten.
Zwischenzeitlich schien dann die Ausschilderung wieder erneutert worden zu sein ...
Doch die Probleme wurden später noch größer, denn an einer Steilauffahrt stauten sich gleich über 150 Clubfahrer. Durch diese Verspätung über Gebühr liefen in der nächsten Sonderprüfung die Trophy-Fahrer auf zahlreiche Clubfahrer auf. Weil sie aber genau auf die Schwächsten und Langsamsten aufliefen, war der Geschwindigkeitsunterschied in den Sonderprüfungen einfach zu groß und zu gefährlich. So wurde für die Clubfahrer vorzeitig die Tageswertung beendet und diese von überall direkt in den Paddock zurück geschickt und nur die erste komplette Runde gewertet.
Für die Trophys, Junior-Trophys und Damen-Trophys ging es aber über die volle Distanz.

Bei den Damen konnte Maria Franke diesmal die Tageswertung gewinnen:
Von dem Abbruch der zweiten Runde für die Clubfahrer waren dann auch die beiden anderen deutschen Damen betroffen: Denen wurde im Pulk mit den ganzen Clubfahrern mitgeteilt, dass die Runde zu Ende sei und deshalb sofort zurück zum Prefinish gefahren werden müsse, wo denn Jeder neue Stempelzeiten bekommen würde. Das taten die dann auch, weil sie aber als Nationalmannschaft nicht davon betroffen waren, stempelten sie zu früh, was zusätzliche Strafzeiten bedeutete.
Den verschäften Streckenbedingungen in den Bergen mussten die beiden Enduro-Quereinsteigerinnen ohnehin ihren Tribut zollen.


2019 11 13 schwingschloegel
Nico Schwingschlögel wird bester deutscher Clubfahrer und ist in der besten deutschen Clubmannschaft

Bei den Clubfahrern gewinnt Ex-Junioren-Europameister Hugo Blanjoue aus Frankreich. Da der aber in einer Clubmannschaft mit Ex-Weltmeister Antione Meo ist, ist dessen dritter Tagesrang nicht so schlimm. Allerdings hatte Meo schon vor dem Wettbewerb im Gespräch zugegeben, dass seine alte Verletzung ihn wahrscheinlich nach mehreren Tagen wieder einholen könnte. Tatsächlich war er an diesem dritten Fahrtag nicht mehr so dominant, aber immer noch Dritter aller Clubfahrer.
Bester Deutscher wurde Nico Schwingschlögel auf dem 49. Platz, nur sieben Plätze vor Club-Kollege Maxi Hahn, weshalb die Mannschaft DMSB 1 / ADAC Würtenberg mit dem dritten Mann Nico Meier auf einem sehr guten 19. Gesamtrang der insgesamt 124 Clubteams liegt.
Insgesamt 448 Fahrer aller Klassen erreichten das Ziel in Wertung, dabei profitierten viele Clubfahrer sicherlich davon, dass sie die zweite Runde weder zu Ende fahren mussten, noch dass die Zeitstrafpunkte auf diesen Etappen gezählt wurden.
Gar nicht mehr am Start war Max Bidermann, der schon seit Beginn der Sixdays seine Verletzung mit Schmerzmitteln behandelt. Da eine Verbesserung nicht absehbar war, zog er aus gesundheitlichen Gründen die Notbremse, obwohl er durchaus noch in Wertung lag.

Ergebnisse und Bericht kommen heute noch später, da in der Jury-Sitzung einige wichtige anstehende Probleme gelöst werden mussten, die einige Verschiebungen in dem Klassement ergeben hätten können - tatsächlich wurden dann diese Entscheidungen doch noch nicht getroffen.

Ergebnisse nach 3 Tagen

Trophy: Hier klicken! (PDF)

Junior-Trophy: Hier klicken! (PDF)

Damen-Trophy: Hier klicken! (PDF)

Clubmannschaften: Hier klicken! (PDF)

Alle Ergebnisse und das Live-Timing: Hier klicken (Link) 

2019 11 13 vintage

Abnahme der Vintage-Fahrer und Parc ferme (Bild oben): Aber der wurde kurzfristig dann nachträglich in den echten Parc ferme, in dem auch die anderen Wettbewerbsteilnehmer stehen, umgeparkt - eine solche offene Freilandhaltung der Wettbewerbsmotorräder wie im Bild entspricht nicht ganz dem Endurogedanken und den Sicherheitsbedenken.
Eigentlich hätte nach der technischen Abnahme noch am Nachmittag eine Beschleunigungsprüfung stattfinden sollen - doch die wurde kurzfristig ohne Angabe von Gründen abgesagt. Wahrscheinlich hätten die Motorräder danach ohnehin in den Parc ferme geparkt werden sollen.
Was und wo denn nun mit der Beschleunigungsprüfung wird, ist aber zum Zeitpunkt dieses Artikels noch nicht veröffentlicht worden.

2019 11 13 garcia

Pechvogel Josep Garcia bleibt in Führung der E1-Klasse und auf dem zweiten Platz in der Gesamtwertung, doch die spanische Trophy ist weit zurückgefallen.