Die Teilnehmer an der GS Trophy 2010 sind inzwischen sechs lange Tage unterwegs. Frühmorgens aus dem Zelt, rauf aufs Bike – die Tagesetappen in Südafrika sind nicht unbedingt lang, aber die täglichen Strapazen saugen die Batterien langsam leer. Passagen, die unter normalen Umständen keinem der Fahrer Probleme bereiten würden, sind plötzlich hohe Hürden.

Hinzu kommen die Sonderprüfungen – wie heute am Freitag morgen: das Fox Hole. Die Teams müssen eine der Durchfahrten unter einer Eisenbahntrasse mit abgestelltem Motor bewältigen. Schiebend; es geht bergauf und auf dem Rückweg wieder schlitternd bergab.

Selbst die Spitzenreiter sind am Rande ihrer Kraft: Allistair Allen von Team UK fällt nach dem Fox Hole wie ein nasser Sack ins Gras.

Auch Dirk Remmel von Team Deutschland nutzt jede Gelegenheit Kraft zu tanken und gönnt sich während eines kurzen Stopps einen Sekundenschlaf.

Doch die Pausen reichen nicht. Am späten Nachmittag hebelt ein Felsblock in der Fahrbahn den britischen Journalisten Warren Pole in voller Fahrt aus. Pole kommt ins Schlingern, legt einen fulminanten Highsider hin, und schlittert rund 20 Meter über die Fahrbahn. Die Maschine landet nach einem Freiflug weitere 20 Meter weiter zwischen den Felsen.

Warren hat Glück im Unglück – ein paar Prellungen, Schürfwunden und eine blutige Risswunde. GS Trophy-Arzt Axel Thiäner ist wenige Minuten später vor Ort und versorgt den Briten. Am Abend näht er die Wunde mit ein paar Stichen.

Die F 800 GS ist nach dem Abflug schwer gezeichnet – Vorderbau demoliert, Rahmen verzogen. Das Hinterrad steht schräge in der Landschaft, die Achse ist gebrochen, ein Dutzend Speichen sind gerissen. Die Touratech-Mechaniker diagnostizieren: Totalschaden.

Die Einzelteile von Poles Maschine sind inzwischen begehrte Trophäen.

Nach der Ankunft im Camp bekommen die GS Trophy-Teams doch noch ihr Rennen – allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Alle Teams starten gleichzeitig mit jeweils einem Fahrer; er soll auf geraden Linie 50 Meter möglichst langsam zurücklegen. Wenn der Fahrer die Ziellinie überfährt, startet Team-Fahrer Nummer zwei.

Auch bei dieser Sonderprüfung liegen Großbritannien, Team Nordic und Südafrika bei der Gesamtzeit nah beieinander. Diese drei Teams führen in dieser Reihenfolge auch die momentane Gesamtwertung an. Morgen früh am Samstag finden die letzten Sonderprüfungen und Wertungen statt ... das wird noch ganz eng.

Das Tagebuch der GS Trophy 2010 gibt es auch auf

www.ridexperience.de

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