Der Brite Paul Bolton fährt im deutschen Ott-Team. Das Team von Alexander Ott, der selbst mit viel Engagement den Sport und weniger den Erfolg in den Vordergrund stellt, wird durch die Erfolge des Briten nach vorne gepusht: Bolton ist der einzige Fahrer, der nicht auf der offiziellen Grading-Liste steht, sich aber mit dem achten Meisterschaftsrang für die finanzielle Unterstützung für die Südamerika-Runde qualifiziert hat!

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Du bist quasi der einzige Nicht-Werksfahrer in der Spitze der SuperEnduro-WM. Was sollten die Fans über Dich wissen?
Paul Bolton: "Wo soll ich da anfangen? Ich mag alles mit zwei Rädern - Motorräder, Mountainbikes, BMX und diese Leidenschaft hat schon sehr früh angefangen. Meine Eltern haben mich zum Trialfahren gebracht - Obwohl meine erste Erfahrung mit einer 50er Honda Automatik im Alter von sechs Jahren damit endete, dass ich Nebenan unter einem Busch landete.
Ich habe die Wettbewerbe in England sehr genossen, so was wie das "Scottish Six Day Trial". Aber in den späten Teenager-Jahren brauchte ich die Geschwindigkeit. Ich versuchte es mit Enduro und gewann meinen ersten Wettbewerb auf dem geliehenen Motorrad eines Freudes. Damit hing ich am Haken ...
2015 02 boltonVon da an sind mein Freund und ich immer öfter einfach raus gefahren, nicht auf Rennen, sondern einfach so zum "Spielen". Wir haben Extrem-Enduro betrieben, ohne überhaupt zu wissen, das es so einen Sport überhaupt mal geben könnte. Wir haben uns gegenseitig heraus gefordert irgendwelche unmöglichen Trails mit der Enduro zu Fahren. Dabei haben wir viel gelacht, sind viel gestürzt und sind am Ende auf dem Heimweg noch auf ein Bier gegangen.
Erst 2007 habe ich von Hard-Enduro-Wettbewerben, wie Hells Gate, Erzberg und den Romaniacs gehört. Da beschloss ich so Etwas zu probieren.
Ich erwartete Nichts und wusste genausoviel, aber ich fuhr zum Erzberg: Ich kam dann mit einem siebenten Platz auf einer serienmäßigen CR250 Motocross-Maschine nach Hause.
Ich bin dann zu den Romaniacs gefahren, um mit meinem Freund in der Hobby-Klasse anzutreten, doch der Veranstalter hatte mein Erzberg-Resultat gesehen und packte mich in die Pro-Klasse.
Von da an wuchs mein Erfolg im Hard-Enduro. Meine größten Erfolge waren beispielsweise der dritte Platz am Erzberg, der dritte Platz beim Hell's Gate und der dritte Platz im "Sea To Sky", Zweiter in Ukapacha und gleich dreimal der Sieger beim Prolog in Sibiu bei den Romaniacs.
Ich mochte schon immer SuperEnduro, aber ich hatte bis jetzt keine vernünftige Möglichkeit daran teil zu nehmen. Aber ich habe Alex (Alexander Ott) und seine Freunde getroffen, die das Ott Racing Team betreiben. Sie alle haben extrem viel Lust am Motorrad und bringen mich und meine Maschine zu allen Läufen der SuperEnduro-Weltmeisterschaft.
Das ist fantastisch, denn ich habe ja in unserem Familienbetrieb immer noch einen Vollzeit-Beruf als Lastwagen-Mechaniker. Die Doppelbelastung mit Arbeit und professionellem Fahren ist eine ziemlich harte Nuss. Aber ich habe zumindest die Möglichkeit zeitlich zu den Rennen zu Fahren - ich muss nur extra hart arbeiten, wenn ich wieder in der Werkstatt bin.
Das ist jetzt meine erste komplette SuperEnduro-Saison - und ich bin sehr zufrieden zwischen all den Werksfahrern platziert zu sein."

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Was gefällt Dir am SuperEnduro so gut?
Paul Bolton: "Am SuperEnduro gefällt mir der Mix aus Geschwindigkeit und technischen Schwierigkeiten. Das ist ganz ähnlich wie ein Prolog bei einem Hard-Enduro, so wie bei den Romaniacs, wo ich schon recht erfolgreich war.
Als ich in der Vergangenheit versucht habe, SuperEnduro zu Fahren, habe ich schnell gemerkt, dass ich finanziell an meine Grenzen komme: Ein spezielles Motorrad für die Indoor-Wettbewerbe und dann die Reisen mit Motorrad zu all den Läufen! Ich habe dann immer wieder mal ein paar Läufe probiert, die nicht so weit weg waren. In den fünf Jahren hatte ich eine ziemlich steile Lernkurve.
Da ich vorher nie Motocross gefahren bin, wusste ich einfach nicht, wie brutal das Rennen mit Lenker an Lenker ist. Aber beim letzten SuperEnduro in Frankreich hatte ich denn einen sechsten, siebenten und neunten Platz in den Finalläufen. Damit war bei mir der Damm gebrochen, ich wusste, dass ich es schaffen könnte und stellte mein Training um. Ich wurde im Motocross schneller und genoß das auch noch. Aber natürlich kann ich all die Läufe jetzt nur Fahren, weil ich von der OTT-Gruppe unterstützt werde. Ich bin nun mal kein Werksfahrer, aber die Leute haben meine Ergebnisse gesehen und mir angeboten ein speziell vorbereitetes Motorrad zu jedem Event zu schicken und mich auch dahin zu bringen - Da hatte ich keine Wahl, da musste ich einfach SuperEnduro fahren."

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Du bist von Hause aus eher ein Extrem-Enduro-Fahrer. Denkst Du, dass sich Extrem-Enduro und SuperEnduro vergleichen lassen?

Paul Bolton: "Extrem-Enduro oder Hard-Enduro, egal wie Du es nennen willst und SuperEnduro sind einerseits recht ähnlich und andererseits sehr unterschiedlich. Beim Hard-Enduro muss man sich über eine lange Strecke konzentrieren - letztendlich den ganzen Tag (und öfter auch noch den Nächsten). Da muss man so clever sein, sich die Kraft einteilen zu können. Anders beim SuperEnduro, da geht es scheller zu Sache und man muss sich einen aggressiveren Fahrstil angewöhnen. SuperEnduro sind einfach nur sechs Minuten Action und Schmerzen!"

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