Despres st3-2011

Cyril Despres nutzt am Dienstag einen schweren Navigationsfehler von Marc Coma, um die Führung in der Dakar-Gesamtwertung zu übernehmen. Der Katalane verfährt sich und wird Sechster. Paulo Goncalves schafft Rang drei.

Was die fahrerische Leistung betrifft, ähnelte der Zweikampf Despres-Coma über weite Strecken einer Ping-Pong-Partie: Vorteil von 20 Sekunden für den Franzosen bei Checkpoint 1, dann 14 Sekunden für Coma bei Km 117. Das Drehbuch für einen hauchdünnen Sieg für einen der beiden schien bereits geschrieben. Aber an der Gabelung, wo sich die Strecken für die Motorräder und für die Autos bei Km 164 der Prüfung trennen, macht Coma einen Fehler und folgte der Piste, die den Autos vorbehalten ist. Trotz seiner Bemühungen, den Rückstand wieder wettzumachen, kostete ihn der Ausflug samt Kehrtwende im Ziel 13 Minuten. Nach seinem 27. Etappensieg übernimmt Despres die Gesamtführung mit einem Vorsprung von 10:12 Minuten.

Frans Verhoeven sichert sich den zweiten Platz in der Wertungsprüfung. Die Leistung ist für die neue Sherco, die er fährt, ist ermutigend, aber der Niederländer verbucht dennoch 8:37 Minuten Rückstand, während GCC-Meister Paulo Gonçalves ihm mit zwei Sekunden Abstand folgt.

Die Lektion, dass sich Ruhe und Besonnenheit bei der Dakar bezahlt machen, ist für zwei Aspiranten auf das Siegerpodest eine bittere Pille, die vorzeitig aus der Rallye aussteigen: Jakub Przygonsky erleidet bei Km 68 einen Motorschaden und beendet die Etappe im Assistenzfahrzeug. Quinn Cody muss mit dem Hubschrauber des medizinischen Teams ausgeflogen werden. Nach einem spektakulären Sturz bei Km 173 der Wertungsprüfung wird ein Schlüsselbeinbruch festgestellt. Auch Landsmann Jonah Street ist nicht mehr im Rennen.

Husky-Pilot Joan Barreda, am Vortag noch Dritter, stürzte nach 20 Kilometern, rappelte sich auf und kämpfte sich mit verbogener Navigation wieder heran. Dann ereilte ihn erneut das Pech: Nur wenige Kilometer vor dem Ziel sprang ihm die Kette herunter und verklemmte sich. Bei der Reparatur ließ der Spanier viel Zeit auf der Strecke und verlor 41 Minuten.

Cyril Despres: "Für mich war die heutige Wertungsprüfung auch sehr schwer. Es hat heute Morgen schlecht angefangen, denn beim Aufschlag in einer Mulde habe ich mir was an der Klauenkupplung abgerissen. Und 60 km später blieb mein Kursanzeiger stehen. Dann kamen wir in die Berge und ich wollte mein Tempo halten, weil ich wusste, dass Marc vorn sehr schnell unterwegs war, aber dann kamen wir an einen Bach und ich musste abbremsen, weil ich aufs GPS gucken musste. Und dann hat meine Hinterradbremse auf dem großen Anstieg gelitten. Die Abfahrt war sehr sportlich, aber ich bin aufs Ganze gegangen. Und auf den letzten 50 km sah ich kaum noch Spuren, also war ich mir nicht sicher, ob Marc durch ist. Dann komme ich als Erster ins Ziel und man sagt mir, dass er sich verfahren hat und mir das in die Hände spielt. Das ist gut für mich, auch wenn ich mich nie über das Unglück anderer freue."

Marc Coma: "Bei Km 170 hat sich die Strecke für die Motorräder und die Autos geteilt. Ich habe ins Roadbook geschaut und dachte, ich wäre richtig, aber dann habe ich gesehen, dass das nicht stimmt, denn die nächste Notiz kam nach 8 km. Da habe ich gewendet, aber 16 km ist viel! Danach habe ich angegriffen, um etwas Zeit gutzumachen, aber das war heute ein sehr schwieriger Tag, überhaupt nicht schön. Es ist, wie es ist. Ich verliere 13 Minuten. Das ist viel, aber wenn man einen Fehler macht, muss man sich nicht wundern, dass der Abstand wächst. So ist das Rennen. Gestern war mein Tag, heute nicht!"

Goncalves st1-2012
Paulo Goncalves

1. Cyril Despres (FRA) KTM, 3:48:38 Std
2. Frans Verhoeven (NEL) Sherco 8:37 min zurück
3. Paulo Goncalves (POR) Husqvarna 8:39
4. Helder Rodrigues (POR) Yamaha 10:03
5. David Casteu (FRA) Yamaha 11:42

Stand nach Etappe 3
San Rafael - San Juan

1. Despres 7:31:42 Std
2. Marc Coma (SPA) KTM 10:12 min zurück
3. Casteu 17:16
4. Francisco Lopez (CHI) Aprilia 17:37
5. Rodrigues 19:49
6. Goncalves 26:00

Foto M. Maragni