Qatar pre1 l 2013

Die Favoritenrolle in der diesjährigen Motocross-WM ist in einem Fall klar, in dem anderen glasklar. Wer Weltmeister werden will, muss die amtierenden Champs Jeffrey Herlings und Tony Cairoli schlagen. Baboons.de wirft einen Tag vor dem Start der neuen Saison einen Blick auf die Akteure in den Klassen MX1 und MX2.

Tony Cairoli hat vier Mal in Folge den Titel in der Königsklasse MX1 gewonnen. In der Endabrechung 2012 hatte er am Ende 98 Punkte Vorsprung auf Clement Desalle, nachdem er die letzten sechs Grands Prix mit Punktemaximum dominierte. Cairoli hat seit Juli 2012 nur ein einziges Rennen nicht gewonnen (Zweiter) - und da hatte er Probleme mit der Bremse an seiner KTM.

Das Leben schwer machen wollen dem kleinen Sizilianer Vizeweltmeister Desalle (Suzuki), die Franzosen Gautier Paulin (Kawasaki) und Steven Frossard (Yamaha), Klassen-Neuling Tommy Searle (Kawasaki) sowie natürlich unsere deutsche Hoffnung Max Nagl (Honda). Jeder aus diesem Quintett hat Argumente auf seiner Seite.

Desalle kann jetzt auf die Unterstützung von Joel Smets zählen. Das scheint auch nötig, denn letzte Saison konnte der Belgier nur einen WM-Lauf gewinnen. Zu wenig, um Cairoli unter Druck zu setzen. Kann Altmeister Smets den entscheidenden Unterschied machen?

Paulin war schnell in der Vorsaison und hat sein MX1-Lehrjahr immerhin als Dritter abgeschlossen. Auch das Material ist dem schlaksigen Franzosen inzwischen bestens vertraut. Ihm und Ex-Vizeweltmeister Frossard darf man speziell auf harten Strecken zutrauen, dass sie mit Cairoli mithalten. Wie gut Frossard in die Rennen findet, nachdem er 2012 überhaupt nur zwei Grands Prix fuhr, wird man sehen. Für ihn sprechen starke Leistungen aus seiner Rookie-Saison 2011.

Der Brite Searle ist das vielleicht größte Fragezeichen der Favoriten. Vor allem, weil er heuer noch kein Rennen gefahren ist. Vom Speed und der Coolness her, könnte er die Überraschung des Jahres werden. Bei bisherigen Auftritten mit der 450er in England oder beim Motocross der Nationen, machte Searle eine ziemlich gute Figur.

Max Nagl beginnt die WM als Honda-Werksfahrer. Das allein ist schon eine Auszeichnung. Verdient hat er sich den Platz mit brillanten Fahrten zu Ende der letzten Saison. Der Bayer präsentierte sich im Spätsommer nach seiner langen Verletzung extrem stark und konnte so die Honda-Entscheider überzeugen. Nach seiner Handverletzung von Ende Januar fehlen dem 25-jährigen allerdings einige
Rennkilometer. Wenn Nagl gut durch die ersten beiden Rennen in Qatar und Thailand kommt, scheint vieles möglich. Der Schlüssel ist, den Schaden an schlechten Tagen zu minimieren - bei insgesamt 18 Runden und maximal 900 zu vergebenden Punkten. Cairoli kam 2012 auf einen atemberaubenden Schnitt von 43,25 Punkten je GP-Wochenende. Und das trotz eines Totalausfalls in Schweden!

Yamaha ME team1 2013
Yamaha Monster Energy: Roelants, Charlier, Frossard (v.l.n.r.)

Schwer einzuschätzen ist das Leistungsvermögen von Jeremy van Horebeek (Kawasaki), Evgenji Bobryshev (Honda), Kevin Strijbos (Suzuki), Joel Roelants (Yamaha) und David Philippaerts (Honda). Von diesen fünf sitzt nur der Russe Bobryshev auf bekanntem Untersatz. Der Rest wechselte die Klasse und/oder das Motorrad. Das Trio Ken de Dycker, Xavier Boog und Rui Goncalves (alle KTM) sowie Shaun Simpson (TM) komplettieren die Gruppe der Piloten, die man konstant in den Top 15 sehen muss.

Die Lage in der Klasse MX2 ist deutlich übersichtlicher. Jeffrey Herlings hat sich zwar kurz vor seiner Abreise nach Qatar verletzt (genaue Diagnose unbekannt), aber es ist weit und breit niemand zu sehen, der dem Holländer in die Suppe spucken könnte. Alles spricht dafür, dass der Teenager in einer eigenen Liga agieren wird. Schliesslich haben seine härtesten Rivalen aus dem Vorjahr - Searle, van Horebeek und Roelants - alle die Klasse gewechselt.

Am ehesten zu nennen sind Jordi Tixier, Jake Nicholls und Romain Febvre (alle KTM), Max Anstie (Suzuki), Arnaud Tonus und Valentin Teillet (beide Kawasaki) sowie Christophe Charlier und Dean Ferris (beide Yamaha). Einen neuen Ken Roczen oder Jeffrey Herlings sollte man in dieser MX2-Saison nicht erwarten.

Der Auftakt in Qatar und eine Woche später in Thailand wird nach der extrem kurzen Vorsaison einen Fingerzeig bringen, wer seine Hausaufgaben gemacht hat. Am Osterwochenende folgt das erste europäische Aufeinandertreffen in Valkenswaard. Dann wird man auch erstmals alle Renntransporter in der aktuellen 2013er-Lackierung auf einem Fleck sehen. Und man wird wissen, ob tatsächlich die Vorjahressieger Cairoli und Herlings als Tabellenführer nach Holland kommen?

Simpson pre1 tm 2013


Fotos: www.motocrossmx1.com, www.yamaha-racing.com, www.shaunsimpson.com