Der der fünfte und vorletzte Tag der 94. ISDE, den Mannschafts-Weltmeisterschaften der Endurofahrer im portugisischen Portimao versöhnte mit den Unbillen der Witterung der vergangenen Tage: Sonnenschein, ohne heiß zu werden und eine verhältnismäßig einfache Streckenführung.
Diese zugegebenermaßen improvisierte Streckenführung war der Tatsache geschuldet, dass der fünfte Tag erst vor knapp über einer Woche neu gestaltet werden musste, da von einigen Grundstücksbesitzern der ursprünglich geplanten Route keine Einverständnisse vorlagen.
FIM-Steckeninspektor Maurizio musste innerhalb kürzester Zeit eine neue Route abstecken und hatte dazu teilweise auf die Strecke des 3./4. Tages zurückgegriffen - allerdings in umgekehrter Richtung, wie es aber früher ohnehin durchaus üblich gewesen war.

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Tagessieg für den Spanier Josep Garcia mit der "kleinen" 250er

Bei den Trophy-Team änderte sich nicht viel, im Gegenteil, Australien konnte den Vorsprung auf die USA sogar auf knapp über zwei Minuten anwachsen lassen. Dabei hatte das Team noch eine echte Schrecksekunde: Im sechsten Test stürzte Ex-Weltmeister Pillip Matthews so schwer, dass er erst einmal ins Krankenhaus gebracht wurde. Doch schon am Abend war der Australier wieder im Paddock zu sehen.
Der Ausfall schadet der Trophy nicht so sehr, denn in der Trophy-Wertung werden nur die drei Besten von den vier Fahrern gezählt.
Die deutsche Trophy verteidigte ihren siebenten Gesamtrang und konnte den Vorsprung auf Schweden auf nun schon über 30 Sekunden ausbauen. Erneut war Angus Heidecke stärkster Fahrer der Mannschaft, fuhr erneut in der Wertung der E3-Klasse auf den fünften Platz!

Der Tag begann schlecht für die Italienische Junior-Trophy: Die TM von Junioren-Weltmeister Andrea Verona wollte einfach nicht anspringen, auch das Anschieben die Unterführung hinab erweckte das Aggregat nicht zum Leben.
So rutschten die Italiener vom dritten auf den achten Platz - nur bis Platz sieben sind die 14 Team noch ohne einen Ausfall.
Ganz vorne konnten die australischen Junioren ihren acht-Minuten-Vorsprung gegen die USA verteidigen und durch den Ausfall von Italien rutschte Spanien auf den dritten Platz nach vorne.  
Der verbliebene Deutsche Yanik Spachmüller fuhr auf dem 18. Platz in der E1-Klasse noch vor den angeschlagenen Robert Riedel, der mit seiner Schnittwunde am Arm zu kämpfen hatte.

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Mehr als nur ein "Ersatz": Anne Borchers fuhr erfolgreich ihr allererstes Enduro

Bei den Damen konnte nicht nur die US-Amerikanerin Brandy Richards den Tag gewinnen, sondern auch ihre Teamkollegin Tara Gieger wuchs über sich hinaus und belegte den fünften Platz, weit vor Anne Borchers, die "nur" Zwölfte wurde. Obwohl Maria Franke Zweite war, wuchs der Rückstand der deutschen Damen-Trophy vor dem letzten Tag doch noch auf achteinhalb Minuten. Doch der Vorsprung vor dem Dritten, den britischen Damen, beträgt ebenfalls ausreichende zehn Minuten. Damit bahnt sich für das Team eine Sensation an, denn so gut hatten sich die Deutschen Frauen noch nie verkauft!
Die Spanierinnen verlieren mit Sandra Gomez ihre beste Fahrerin und fallen hinter die Schwedinnen auf den fünften Platz zurück. Die Motorprobleme von Gomez konnten vor Ort nicht behoben werden, weil in diesem Moment die offiziell als FIM-Steward zur Regelüberwachung eingesetzte Patricia Eneroth erschien und das Motorrad nicht aus den Augen ließ, so dass kein Fremder daran helfen konnte. Dabei hatte Eneroth durchaus ein gewisses Eigeninteresse, denn die stammt selbst aus Schweden und hat damit durch die Gerechtigkeit eben auch ihrem "eigenem" Team geholfen...
              
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Nico Schwingenschlögel war diesmal der schnellste Deutsche, dabei hatte er am Vorabend nicht einmal einen neuen Reifen aufziehen können, weil seine Hand so angeschlagen war. Zusätzlich war die Halterung für sein Rahmenheck angerissen, so dass er nicht wusste, ob das nicht sogar noch abreißen würde. Doch er schaffte es nicht nur, heil ins abendliche Ziel zu kommen, sondern hatte auch noch 27 Sekunden Vorsprung vor Teamkollege Maxi Hahn. Zusammen mit Nico Maier, der heute gerade einmal zwei Sekunden dahinter lag, sind die drei mit der Mannschaft vom ADAC Würtemberg auf den 16. Rang vorgerutscht.

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Heimspiel nicht nur für Maxi Hahn: Eine der Sonderprüfungen lag direkt am deutschen Hotel (im Hintergrund zu sehen). Am Balkon, an dem die schwarz-rot-goldene Flagge hängt, ist das Apartement, in dem auch der Autor dieser Zeilen wohnt.
Eine andere Sonderprüfung wurde quasi abgesagt. Quasi weil sie zwar als Etappe gefahren wurde, aber nicht in Zeitwertung, weil sie den Verantwortlichen zu schnell und ausgefahren war, als dass es sich noch um sicheres Enduro gehandelt hätte.

Auch wenn der fünfte Fahrtag von der Schwierigkeit der Strecke und dem sonnigen Wetter unter einem guten Stern stand, erreichten am Ende doch nur 418 Teilnehmer (ohne Vintage) das Ziel in Wertung.
Da das Abschluss-Cross für den letzten Tag auf der Cartstrecke des Autodroms geplant ist, das nur wenige Meter Anfahrt hat, dürfte für die meisten Fahrer das Ziel als erreicht gelten. Die Startaufstellung erfolgt wie beim Moto-GP in gestaffelter Aufstellung und nicht von einem Startgatter aus. Das entzerrt das Fahrerfeld vor der ersten Kurve.

Ergebnisse nach 5 Tagen

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Alle Ergebnisse und das Live-Timing: Hier klicken (Link)

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Bester Vintage-Fahrer des Tages wurde Mario Rinaldi (Bild oben), nur wenige Sekunden vor seinem Landsmann Giovanni Sala. Die beiden setzten ihr persönliches Duell fort, bei dem sie schon um die Jahrtausendwende um den WM-Titel gekämpft hatten.

Alle Ergebnisse und das Live-Timing für die Vintage-Klasse: Hier klicken (Link) 

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Die Leistungsträgerin der deutschen Damen: Maria Franke führt die Gesamtwertung mit knapp über einer Minute an und hat damit beispielsweise sogar die amtierende Weltmeisterin geschlagen.