Der Auftakt der der Deutschen Enduro-Meisterschaft in Tucheim brachte eine handfeste Überraschung: In Abwesenheit vom Enduro-Championats-Titelverteidiger Hamish Macdonald gewann ein ganz anderer Ausländer die Championatswertung.
Ex-Crosser Filip Bengtsson aus Schweden holte sich den Gesamtsieg aller Klassen.
Eigentlich waren insgesamt sechs Schweden nur zum Training nach Tucheim gekommen: "Bei uns Zuhause fahren wir noch mit Spikes," meinte er anschließend augenzwinkernd.

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"Wo ich jetzt gewonnen habe, muss ich wohl nach Dahlen wiederkommen," meinte Tagessieger Bengtsson anschließend.

Als unbeschriebenes Blatt in der deutschen Meisterschaft musste Bengtsson weit hinten im Fahrerfeld starten und hatte viele Teilnehmer zu überholen. Trotzdem konnte der Husqvarna-Fahrer sechsmal die beste Zeit in den Sonderprüfungen fahren und gewann am Ende mit 19 Sekunden Vorsprung vor Luca Fischeder.
Der schleppte den Tag über eine Strafminute mit sich herum, weil er als allererster Fahrer des Feldes nach einer Runde die letzte Zeitkontrolle nicht rechtzeitig fand. Parkende Autos hatten die Schilder versperrt, wie der Veranstalter zähneknirschend seinen eigenen Fehler eingestand. Allerdings hatten Fahrer von anderen Teams den Weg trotzdem gefunden ...
So wurde aber dem Sherco-Fahrer nachträglich die Minute wieder gestrichen und er rückte auf den zweiten Platz in der Championatswertung vor. Auch mit der Strafminute wäre Fischeder  trotzdem hinter Bengtsson Zweiter in der E3-Klasse geworden, wäre aber im Championat weiter hinten gelandet.
Überraschend stark fuhr Florian Görner auf den dritten Platz in der E3-Klasse, während Chris Gundermann auf dem vierten Platz noch ein wenig mit dem Umstieg auf die 300er haderte: "Im Sand hat die mit meinen 100 kg Gewicht schon ganz schön zu schaffen. Aber mein Boden kommt ohnehin noch mal in der Saison."

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Der amtierende Meister in der E1-Klasse, Yanik Spachmüller (Bild oben), gewann auf der GasGas quasi erneut die Klasse; diesmal vor Ex-Meister Andreas Beier, der zurück in die E1-Klasse gewechselt ist.
Am Ende trennten die beiden Fahrer nur sieben Sekunden, die Beier in der drittletzten Sonderprüfung verlor, als er einen Sturz hatte.
Weitere nur vier Sekunden dahinter der Ex-E1-Meister und amtierende E2-Meister Eddi Hübner, der ebenfalls zurück in die Klasse gewechselt war. "Eigentlich bin ich ganz zufrieden, nur ein Sturz hatte verhindert, dass ich jedes Mal in dem zweiten Endurotest Bestzeit gefahren hätte." Es ging den ganzen Tag in dieser Zwischengruppe hin und her."
Wie stark die Klasse ist, zeigt sich vielleicht am deutlichsten daran, dass die drei Fahrer so wie sie sich hintereinander in der Klasse präsentierten, auch in der Championatswertung geschlossen von Rang vier bis sechs platziert hatten.
Und Spachmüller hatte zwei Sonderprüfungen in der Overall-Wertung und auch Hübner hatte eine Sonderprüfungs-Bestzeit aller Klassen vorzuweisen.

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Doch den dritten Platz in der Championatswertung belegte Davide von Zitzewitz (Bild oben). Dieser gewann damit die Klasse E2 fast 19 Sekunden vor dem Schweden Christer Lindholm und mit deutlichem Vorsprung von über eineinhalb Minuten vor KTM-BvZ-Teamkollegen Tilmann Krause.
Dabei hatte von Zitzewitz noch das besondere Pech, dass nach den nächtlichen Minus-Temperaturen sein Motorrad nicht rechtzeitig anspringen wollte und er so, gleich beim Start, zehn Strafsekunden kassierte. Doch nach seiner langen Verletzungspause ist er umso glücklicher, wie es für ihn gelaufen ist. "Bei der Untersuchung vor zwei Wochen hatte sich gezeigt, dass zwar die Speiche wieder zusammengewachsen ist, aber die Elle nicht und nur von der Metall-Platte gehalten wird. Ich habe mir dann vorgenommen nicht unbedingt auf den Arm zu fallen."

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Sieger bei den Junioren wurde Björn Schmüser (Bild oben) vor Lucas Bergström und Gustav Mähler, gleich zwei weiteren Schweden: Erst über zwei Minuten hinter Schmüser kam Oskar Wolff auf den vierten Platz.
Schmüser hatte letztes Jahr beim Auftakt in Führung gelegen, sich dann aber so schwer verletzt, dass er nicht mehr in der DEM angetreten war. Deshalb musste er auch im letzten Viertel des Starterfeldes losfahren: "23 Leute musste er überholen," hatte sein Vater mitgezählt. Gerade in der sandigen Cross-Prüfung hatte er dabei auch viel Glück gehabt, denn in den tiefen Spurrillen der Wasserlöcher stand ihm Niemand im Weg. "Dort bin ich aber immer an 3 bis 4 Fahrern vorbei gekommen".
Im nächsten Lauf wird es etwas einfacher für den Sherco-Pilot Schmüser, denn mit seinem 13. Platz im Championat wird er viel weiter vorne im Feld starten können.

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Bei den "Nachwuchs"-Fahrern in der B-Lizenz gewann Pascal Sadecki (Bild oben) das "B-Championat": Auf Junior mit der 125er Fantic hatte er fast einer halben Minute Vorsprung vor Felix Melnikoff, der zunächst die Führung innehatte. KTM-Pilot Malnikoff ist erst 15 Jahre alt und fährt deswegen mit einer Sondergenehmigung im Führerschein. Wie auch Teamkollege Florian Brauns, die beide von BvZ umgebaute 125er KTM-XC-Modelle einsetzen. In Einzelabnahme hat Bert von Zitzewitz eine kleine Anzahl der amerikanischen Maschinen umgebaut und zugelassen.

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Die drei Top-Fahrer des Championates bei der Siegerehrung

Ergebnisse:

int. Enduro-Championat: Hier klicken! (PDF)

Enduro-1: Hier klicken! (PDF)

Enduro-2: Hier klicken! (PDF)

Enduro-3: Hier klicken! (PDF)

Junioren: Hier klicken! (PDF)

Das Tagesergebnis entspricht dem Meisterschaftsstand (Ausnahme: Fahrer mit nicht-deutscher-Fahrerlizenz erhalten für das Ergebnis in den Hubraumklassen keine Punkte, nur für das int. Deutsche Enduro-Championat)

Deutscher Enduro-Cup: Hier klicken! (PDF)
Wie beim int. Enduro-Championat etspricht das Tagesergebnis dem Meisterschaftsstand.

Alle Ergebnisse und Meisterschaftsstände unter: www.racesystem.org

Mit knapp über 300 Fahrern und Fahrerinnen war das Fahrerfeld gut gefüllt und die Teilnehmer bekamen ein echtes Enduro geboten. Drei verschiedene Sonderprüfungen, die im Falle der B-Lizenz je viermal absolviert wurden. Für die A-Lizenz-Fahrer gab es noch eine zusätzliche Prüfung nach der vierten Runde - der Endurotest direkt an Start- und Runden-Ziel.
Die Zeiten auf der Etappe waren für die etablierten Fahrer nicht unbedingt knapp, aber doch so, dass man nicht trödeln durfte. Dabei fuhren sich die Spuren ziemlich aus und einige Baumstämme lagen im Weg, die es zu überwinden galt.

Der nächste Lauf zur Deutschen Enduro-Meisterschaft findet schon am 27. März 2022 in Dahlen statt.