Tomm Wolf, der mit seinen Marshalls die GS Trophy 2010 vorbereitete, hat uns gewarnt: "Nehmt euer Regenzeug mit, ich sag es euch im Guten!" Aber innerlich haben wir gelacht: Am Sonntag morgen beim Start in Johannesburg brennt die Sonne vom Himmel - was soll da passieren?

Und tatsächlich: Die ersten zweihundert Kilometer raus auf Land, in Richtung Südosten, sind Easy Going. Blauer Himmel, kaum ein Wölkchen. Die Straßen sind bestens asphaltiert und schnurgerade; wir fahren durch hügeliges Farmland, rechts und links liegen kleine Siedlungen, die Kids an der Straße winken uns zu. Sonntagsausflug halt, bis zur ersten Sonderprüfung, die für den späten Nachmittag angesetzt ist.

Jeweils zwei Teams sind mit einem Marschall unterwegs, der die Gruppe führt. So wird es jetzt jeden Tag sein; die fünf Marshalls werden täglich durchgewechselt. Tomm sagt: "Wir wollen ja nicht, dass hier einer fraternisiert."

Wow, so einen Wetterumschwung habe ich selten erlebt. Kaum sind wir auf die ersten unbefestigten Straßen abgebogen, zieht sich der Himmel zu. Innerhalb von Minuten ist es fast dunkel und Nebel zieht auf, auf 1650 Metern Höhe sind Einige froh, dass die F 800 GS Griffheizung hat.

Auch bei Country Trax, die auf eigenem Gelände Offroad-Trainings anbieten und uns Hospiz für die zweite Zeltnacht bieten, hat sich das Wetter noch nicht beruhigt. Die Temperatur ist auf zwölf Grad gefallen, es nieselt; sei es drum, jetzt steht die erste Sonderprüfung für die Teams an.

Tomm Wolf erklärt die Aufgabe und das Reglement: "Country Trax hat rund 600 Hektar Gelände, aber die müßt ihr nicht alle erkunden. Wir haben relativ nah um die Farm sechs Waypoint definiert, die müsst ihr mit dem Navi finden, in beliebiger Reihenfolge passieren und eure Karten bei den Marshalls abstempeln lassen. Für jeden Waypoint gibt es zehn Punkte und ihr habt eine Stunde Zeit - ab jetzt!"

Hört sich einfach an - ist es aber nicht. Das merkt auch Team Deutschland, als es sich nach der Eingabe der Waypoints in das Navi auf den Weg macht: Es gibt keine Wege, hier geht es querfeldein.

Kleine Flüsse, sumpfige Niederungen, hohen Buschgras und saftig grüne Weiden. Und gibt doch mal einen Ffad: Spurrillen und tiefe Auswaschungen. Ausflüge lohnen auch nicht: Das Gelände ist quasi vermint. Hinter den Grasbüscheln verbergen sich riesige Löcher. Einer der Marshalls bemerkt lapidar: "Wenn Du das Loch siehst, ist es zu spät. Und wenn etwas aus dem Loch auftaucht und wegrennt, ist es mit Sicherheit kein Kaninchen. Sondern ein Erdferkel oder ein Esel."

Dass der Nebel sich weiter zuzieht und die Temperatur weiter fällt, erschwert die erste Sektion der GS Trophy zusätzlich. An einem der Waypoints müssen die Teams über einen tückischen Wasserlauf. Die braue Suppe ist kein Problem, aber die Böschungen sind fünf Meter hoch. Hier hilft nur Teamwork und Schieben; doch selbst für drei Mann ist es eine Tortur, eine 800er, die über 200 Kilo auf die Waage bringt, eine Steilwand hochzuwuchten.

Als die Teams wieder im Camp eindrudeln, sind die Spuren unübersehbar - was vor einer Stunde noch als Motorradanzug durchging, ist jetzt eine veritable Schlammpackung.

Doch alle Teams haben die erste Sonderprüfung erfolgreich absolviert - und die GS Trophy 2010 hat einen ersten Wertungsgewinner: Nach Tag 1 führt Südafrika vor Team Deutschland und den USA. Am Ende hat sich erst einmal Japan etabliert, doch das macht den Geist der GS Trophy aus: Beim gemeinsamen Abendessen ist der Applaus für das Schlusslicht riesig.

Das Tagebuch der GS Trophy 2010 gibt es auch auf

www.ridexperience.de

www.moto1203.com